Aus einem Banner vor dem Bilker Bunker wurden diese Etuis hergestellt, die im dortigen Museumsshop verkauft werden. (Foto: Planet Upcycling)

Warum müssen wir uns eigentlich Gedanken über Upcycling machen? „Weil bereits genügend Materialien da sind, aus denen man stylische und nachhaltige Produkte machen kann! Und anstatt sie wegzuwerfen oder zu verbrennen, geben wir ihnen ein hochwertiges zweites Leben und halten sie so im Kreislauf.“ So fassen Annekathrin und Frank Metzler das Geschäftsmodell ihres Unternehmens Planet Upcycling in Düsseldorf zusammen. Gemeinsam mit einem weiteren Mitarbeiter entwerfen und fertigen sie in ihrer Werkstatt neue Produkte aus alten Fahnen, Werbebannern, Schlauchbooten oder abgetragenen Uniformen.

Annekathrin und Frank Metzler kommen beide aus dem Designbereich und lieben schöne Produkte. Die sollen aber auch gut für Mensch und Umwelt sein. Eine große Aufgabe: „Am besten wäre es, man bräuchte gar keine Upcycling-Konzepte, sondern alle Produkte wären vollständig kreislauffähig oder es würde vor ihrer Entwicklung daran gedacht, was danach daraus wird. Doch solange die Materialien da sind, nutzen wir sie weiter als Rohstoff für neue Designs“.

Fahnen von Sportevents und Schlauchboote aus Retouren

Beispiel Fahnen: Die Düsseldorfer Agentur D.Live organisiert Sportevents jeglicher Art und lässt dafür in der Regel Fahnen aus Polyester-Mesh herstellen. Die Agentur hat kürzlich ihr Logo umgestaltet und kann deshalb die alten Fahnen nicht mehr verwenden. „Wir entwickelten neue Merchandise-Artikel aus den Fahnen, wie z.B. Laptop-Taschen, Rucksäcke und Shopping-Bags, die wir momentan produzieren“, beschreibt Annekathrin Metzler. Auch aus dem Merchandise-Material vom Start der „Tour de France“, der 2017 in Düsseldorf stattfand, stellt Planet Upcycling immer noch praktische Taschen und Beutel her. Beispiel Schlauchboote: Metzler: „Ein Schlauchboot-Hersteller kam auf uns zu auf der Suche nach einer Lösung für seine Retourenware. Es kommen immer wieder Schlauchboote zurück, die teils genutzt oder einfach nur ausgepackt zurückgehen und dann nicht mehr verkauft werden können. Er wollte diese aber nicht vernichten, sondern etwas Neues daraus fertigen. Wir übernahmen das Design, die Prototypenfertigung und die Produktion der ersten 200 Rucksäcke. Die Rucksäcke werden nun durch den Schlauchboot- Händler an seine Kunden weiterverkauft und transportieren nun ein Gefühl von Abenteuer und Urlaub in den Alltag.“ Doch wie sieht es mit eventuellen Giftstoffen oder einer möglichen Produkthaftung aus? Metzler: „Das ist allgemein beim Upcycling ein schwieriges Thema. Wir können keine Prüfungen veranlassen und auch keine Produkthaftung oder Gewährleistung für das Ursprungsmaterial übernehmen. Aus Materialien wie Schlauchboot oder Plane fertigt man prinzipiell keine Dinge, die auf der Haut getragen werden. Bei Jeans und Herrenhemden geht das dagegen sehr gut, da sie durch das häufige Waschen meist keine Giftstoffe mehr enthalten. Aber Upcycling ist kein Bio. Auf jeden Fall aber sehr viel besser als billig hergestellte Neuware.“

Neues aus alten Germanwings-Uniformen

Der Traum vom Fliegen mit Germanwings endete im März 2020, als die Fluglinie eingestellt wurde und vom Markt verschwand. Die Flugzeuge fanden neue Besitzer. Und die Uniformen des Bordpersonals? Bei Planet Upcycling bekommen sie nun eine zweite Chance. „Im Lager wurden noch Uniformen gefunden und die Marketingleitung von Eurowings fragte uns nach Ideen, daraus Geschenke mit Erinnerungswert zu fertigen. Solche Aufträge machen besonders viel Spaß“, freut sich die Modedesignerin Annekathrin Metzler. Aus den bordeauxroten Stoffen entwickelt sie mit ihrem Kollegen, einem gelernten Schneider, verschiedene Reise-Accessoires für Airline-Fans.

Merchandising für den Bilker Bunker

Die gemeinnützige Kulturinstitution Bilker Bunker im Düsseldorfer Stadtteil Bilk wurde letztes Jahr gegründet und organsiert den Umbau eines 70 Jahre alten Bunkers zu einer neuen hippen Kulturund Begegnungsstätte. An der Baustelle hing lange Zeit ein großes Banner, das den Bunker in Zukunft zeigt. Gemeinsam mit den Betreibern erarbeitete Planet Upcycling ein Konzept zur Verarbeitung der Plane zu Shoppern und Etuis, die demnächst im Shop des integrierten Museums verkauft werden. So werden Erinnerungen erhalten und jeder Besucher kann ein Stück „Bilk“ mit nach Hause nehmen.

Partner und Pläne

Planet Upcycling wurde 2012 gegründet. „Damals musste man Upcycling noch buchstabieren“, erinnert sich Annekathrin Metzler. Seither verwertet das Unternehmen neue Produkte aus vorhandenen Wertstoffen und gibt somit alten Materialien ein neues Leben. Sie begannen mit dem Verkauf von hochwertigen Upcycling-Produkten aus aller Welt, um den Kunden eine nachhaltige und coole Alternative zu oft unter schlechten Bedingungen hergestellten Produkten zu bieten. Wenn Serienproduktionen entstehen, arbeitet Planet Upcycling unter anderem mit dem Düsseldorfer Sozialunternehmen Renatec zusammen. „Die Auftragsmengen werden derzeit immer größer, weil zum Glück immer mehr Unternehmen umdenken und überlegen, wie ihre alten Wertstoffe zu neuen aufbereitet werden können“, sagt Annekathrin Metzler. Um das steigende Auftragsvolumen bedienen zu können, sucht Planet Upcycling nach weiteren Partnern für die Produktion. Ein wichtiges Thema für Metzlers ist zudem das Thema Wissensvermittlung und Weiterbildung. In Ferienprogrammen und Nachmittagsbetreuung vermitteln sie bereits Kindern spielerisch in Workshops, wie aus Altem Neues entsteht und man seine Umwelt mit anderen Augen sieht. Sie vermitteln aber auch in Vorträgen an Universitäten oder Events ihre Erfahrungen zum Thema Upcycling und Nachhaltigkeit. Und ein Lieblingsprojekt von Frank Metzler ist die Beratung und Begleitung von Start-ups, die ihr Unternehmen nachhaltig aufbauen wollen, oder von Unternehmen, die ihre Prozesse hin zu mehr Nachhaltigkeit umkrempeln wollen. planet-upcycling.de

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