Der kanadische Bekleidungshersteller Gildan Activewear Inc. hat am gestrigen Donnerstag (23.5.) mitgeteilt, dass der gesamte Vorstand des Unternehmens mit Präsident und CEO Vince Tyra mit sofortiger Wirkung zurückgetreten ist. Überraschend kam auch die Mitteilung, dass das Unternehmen die vom Investmenthaus Browning West nominierten Kandidaten in den Vorstand berufen hat. Ebenfalls teilte der scheidende Vorstand mit, dass die Gespräche über den zuvor angekündigten Verkaufsprozess von Gildan eingestellt worden seien.
In der Pressemeldung heißt es weiterhin, dass die scheidenden Vorstandsmitglieder der Ansicht seien, dass ihr Rücktritt „im besten Interesse aller Interessensgruppen von Gildan“ liege und dass sie bei der bevorstehenden Jahresversammlung am 28. Mai 2024 nicht zur Wahl antreten werden. Damit soll der neue Verwaltungsrat seine Tätigkeit aufnehmen können, „um das Unternehmen auf die ordentlichste und effizienteste Weise zu leiten“.
Dass Gildan turbulente Zeiten durchmacht, war in den letzten Monaten mehreren Presseinformationen zu entnehmen. So hatte der Textilkonzern Mitte Dezember 2023 mitgeteilt, dass man sich vom langjährigen CEO und Firmenmitbegründer Glenn Chamandy trenne und Vince Tyra zum Nachfolger ernannt habe. Dieser Führungswechsel war im Konzern allerdings umstritten und führte unter anderem zu Spannungen zwischen dem Verwaltungsrat und Investoren. Es folgte ein öffentlicher Schlagabtausch zwischen Aktionärsgruppen und der Konzernleitung, die im März in einer gerichtlichen Klage des Investmenthauses Browning West, das etwa fünf Prozent der Konzernaktien hält, gipfelte.
Auch nachdem Vince Tyra Mitte April 2024, nach rund 90 Tagen an der Spitze von Gildan, „strategische Leitlinien“ für die Zukunft vorgestellt hatte, beruhigte sich die Situation nicht. Browning West forderte weiterhin die Abwahl des bisherigen Verwaltungsrats auf der kommenden Jahreshauptversammlung, den Rücktritt Tyras und die Wiedereinstellung des früheren Konzernchefs Chamandy.
Im Frühjahr dieses Jahres hatte Gildan außerdem mitgeteilt, dass die Unternehmensführung mit potenziellen Übernahmeinteressenten verhandele.
Dem Bekleidungskonzern gehören 45.000 Mitarbeiter an.