Die Gäste der Hausmesse konnten sich aus erster Hand über die Neuheiten von Mountek informieren. Auf großes Interesse stieß die auf künstlicher Intelligenz basierende „i-TM“-Funktion zur Automatisierung der Stickereiverzierung. (Foto: Andreas Farnung

Vom Veredler zum Händler – so lässt sich der Werdegang der Billy Textilstickerei im hessischen Steinbach in Kurzform beschreiben. Ende September hatte „Billy“ gemeinsam mit seinem langjährigen Stickmaschinen- Lieferanten Mountek zu einer zweitägigen Roadshow in seine Firmenzentrale ins Rhein- Main-Gebiet geladen.

Die Geschichte von „Billy“ reicht bis in die 1990er Jahre zurück. Abdul Khaliq begann damals damit, im Keller einer Bowlinganlage Designs für Bowlingfreunde und Gäste der Anlage zu fertigen. Schnell war die Erweiterung der Produktionsfläche unumgänglich, der Name „Billy Sportswear“ schon längst geboren. In der Folge wuchsen sowohl Auftragsvolumen als auch der Maschinenpark. „In Spitzenzeiten hatten wir 20 Köpfe in Betrieb“, erinnert sich Fahim Khaliq. Der Sohn von Gründer Abdul stieg früh in den Betrieb ein und verantwortet „Billy“ heute als Geschäftsführer. Dort, wo lange Zeit die Stickmaschinen „ratterten“, ist es allerdings seit letztem Jahr still geworden. Das Unternehmen aus dem Taunus hat sich mittlerweile von seinen Stickmaschinen getrennt. „Es wurde für uns im Rhein-Main-Gebiet von Jahr zu Jahr schwieriger, neues Personal zu finden bzw. nach einer Ausbildung zu halten. Das Ganze war immer zeitaufwendiger und hat viel Energie gekostet“, erinnert sich Fahim Khaliq. Durch diesen „schleichenden Prozess“, der 2019 begonnen hatte, sah sich der 36-Jährige im letzten Jahr gezwungen, die Bestickung und das Punchen extern zu vergeben.

Vom Veredler zum Händler

Das Unternehmen mit seinen acht Mitarbeitern, davon sind zwei im Außendienst unterwegs, legt den Fokus mittlerweile auf den Handel. Neben bekannten Textilmarken hat „Billy“ auch eine eigene Kollektion auf den Markt gebracht, die aus Workwear-Basics besteht. Unter den Kunden finden sich Konzerne und mittelständische Unternehmen ebenso wieder wie eine Reihe von Speditionen, die aufgrund der geografischen Lage vielfach im Rhein-Main- Gebiet angesiedelt sind. „In solchen Betrieben sind die Entscheidungswege noch kurz“, zählt Khaliq einen Vorteil dieser speziellen Nische auf. Der Geschäftsführer sieht aber auch in dem Miteinander mit seinen Geschäftspartnern einen Grund für den Erfolg: „Ich finde, es sollte immer ein Geben und Nehmen sein, dann bleiben Beziehungen auch lange bestehen.“

Eine solche Beziehung pflegt „Billy“ trotz des Aus der eigenen Stickerei noch zu seinem langjährigen Stickmaschinen- Lieferanten. Bis zuletzt hatte Mountek den Betrieb in Hessen mit Tajima- Maschinen beliefert. In einem eher zufälligen Telefonat wurde dann die Idee geboren, im Taunus eine gemeinsame Hausmesse zu veranstalten. „Die generelle Idee zum Roadshow- Format entstand schon im Frühjahr als die für uns wichtige Fachmesse TecStyle Visions in Stuttgart abgesagt wurde“, berichtet Turgay Öztürk, Vertriebsmitarbeiter bei Mountek. „Wir wollten unseren Kunden natürlich trotzdem unsere Neuheiten vorstellen.“ Die Resonanz auf eine erste Roadshow in Paderborn fiel Öztürk zufolge schließlich so „positiv“ aus, dass Mountek möglichst zentral in Deutschland ein weiteres Event durchführen wollte. Das eher zufällige Telefonat brachte am Ende die Lösung und die Tajima-Stickmaschinen wieder nach Steinbach in den Taunus.

In den Räumen der Billy Textilstickerei gaben sich schließlich am 28. und. 29. September viele Mountek- Kunden in einem eng getakteten Zeitplan buchstäblich die Klinke in die Hand. Vor Ort zu sehen gab es unter anderem die noch recht junge „TMEZKC“- Stickmaschinen-Serie, die mit der so genannten „ i-TM“-Funktion zur Automatisierung der Stickereiverzierung ausgestattet ist. Die auf künstlicher Intelligenz basierende Technologie analysiert die Stichrichtung und die Stoffdicke von Stich zu Stich, um die geeignete Menge an Oberfadenvorschub für den nächsten Stich zu berechnen. Dabei werden die richtigen Anpassungen an den Stichen automatisch vorgenommen, um ein möglichst schönes und gleichmäßiges Stickbild zu erzielen. Laut Mountek- Vertriebler Turgay Öztürk erfreut sich die „TMEZ-KC“- Serie bislang einer auffällig hohen Nachfrage. Ein Lob für die neue Technologie hatte dann abschließend auch noch Markus John parat. Der langjährige Inhaber von CAPZ arbeitet mittlerweile als selbstständiger Puncher und beantwortete beim Event Fragen der Besucher rund um die Erstellung von Stickdateien. John hatte nach eigenen Angaben anfänglich zu den Skeptikern der Neuentwicklung gehört: „Mittlerweile sehe ich die Technologie allerdings als echten Quantensprung für die Produktion an“, so John abschließend.

mountek.de / billy-textilstickerei.de

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