Ein Seminartag widmete sich der Problematik des Bedruckens von Funktions- und Sporttextilien. (Foto: Akademie für Textilveredlung)

Viel Networking, jede Menge Praxis und unschätzbares Fachwissen erhielten die 50 Teilnehmer der ersten österreichischen Seminarwoche der Akademie für Textilveredlung, die vom 3. bis 6. März 2020 in Erl (Tirol) stattgefunden hat. Gastgeber der vier Seminare waren die beiden in unmittelbarer Nachbarschaft ansässigen Unternehmen MHM und New Wave Austria. Der Siebdruckmaschinenhersteller MHM eröffnete zu Beginn des Jahres das neue Anwendungs- und Schulungszentrum für Siebdruck, in welchem der komplette Prozess des Verfahrens gezeigt und gelernt werden kann. Ausgestattet ist die Siebdruckerei mit Anlagen für die Siebherstellung sowie Sieb- und Digitaldruckmaschinen des Herstellers selbst. Gute Voraussetzungen also für Schulungsangebote, die MHM gemeinsam mit der Akademie für Textilveredlung entwickelte.

Eröffnet wurde die Seminarreihe aber im Showroom des benachbarten Textilunternehmens New Wave Austria mit dem Seminar „Textile Warenkunde“ unter der Leitung von Birgit Jussen von Quality Matters. Die Teilnehmer konnten sich hier zu den Themen Fasern, Garne und Zwirne, Textilveredlung und Ausrüstung, textile Flächen und Funktionstextilien weiterbilden. Dabei erfuhren sie unter anderem, welche Bedeutung die Oberfläche eines Textils für eine gute Stickoder Druckqualität hat. Der zweite Seminartag widmete sich der Problematik des Bedruckens von Funktions- und Sporttextilien. Selbst den erfahrenen Siebdruckern treiben Sporttrikots oder Softshellprodukte hin und wieder den Schweiß auf die Stirn, etwa wenn die Farbe mal wieder nicht hält oder durchblutet. Referentin Birgit Jussen erläuterte zunächst im Showroom von New Wave die Unterschiede von Funktionstextilien und deren Besonderheiten. Anhand zahlreicher Muster zeigte Andreas Scholz von New Wave Austria Produkte, die speziell für den Siebdruck konzipiert wurden. Im MHM-Schulungszentrum folgte am Nachmittag die praktische Umsetzung des Siebdrucks auf Laufshirts. Welche Farben und Hilfsmittel muss ich für Funktionstextilien verwenden? Wie heiß dürfen diese getrocknet werden? Und wie ist das mit der Resublimation? Die Antwort des Tages: „Eindeutige Antworten gibt es nicht, denn alle Textilien sind anders.“ So können selbst Produkte eines Herstellers, die aus unterschiedlichen Lieferungen stammen, zu anderen Druckergebnissen führen. Die Praxis des Siebdrucks auf Sportswear ist also nicht einfach, aber lösbar. So betonte Thomas Fröhlich, Geschäftsführer von MHM, es sei unerlässlich, im eigenen Betrieb wiederholbare Druckparameter festzulegen, um gleichbleibende Druckqualitäten zu erzielen. So sei nicht jedes Equipment für jede Anwendung geeignet. „Sie müssen ihre Möglichkeiten kennen, Parameter festlegen und ihre Kunden entsprechend beraten. Seien sie vorsichtig mit Druckjobs von Kunden, die sie nicht umsetzen können“, sagte Thomas Fröhlich. Hinsichtlich der verschiedenen Farbsysteme, die es für Sporttrikots auf dem Markt gibt, erklärte Achim Zapke, wie entscheidend die richtige Farbauswahl ist. Zapkes Unternehmen Zapke Screen Printing Solutions ist in Deutschland Vertriebspartner von MHM und dem Trocknerhersteller Tesoma. Die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Trocknungssysteme für Funktionstextilien erläuterte schließlich Stephan Eller von Tesoma. Bei der einen Tag später folgenden „Siebdruck Convention“ zeigten Thomas Fröhlich, Achim Zapke, Stephan Eller und Andreas Scholz den T-Shirtdruck von der Siebherstellung über den Druckprozess bis hin zum Trocknen. Der langjährige Siebdrucker und Berater Thomas Mosner ging als weiterer Referent zudem auf die verschiedenen Farbsysteme ein. Wie bei der Veranstaltung deutlich wurde, findet in der Siebdruckbranche derzeit ein Wandel weg von Plastisolen hin zum Siebdruck mit wasserbasierten Farben statt. Das Thema Nachhaltigkeit bestimmt zunehmend die Diskussion und verändert die Prozesse. Grund genug auch für die Veranstalter, die Seminarwoche mit einem speziellen Seminar zum nachhaltigen Siebdruck gemäß GOTS zu beschließen. Thomas Mosner hatte als erster Siebdrucker in Deutschland seine Druckerei nach GOTS zertifizieren lassen und gilt als Pionier des nachhaltigen Textildrucks. Einem kleinen Kreis von interessierten Anwendern vermittelte er in einem eintägigen Workshop sein Know-how und erläuterte, dass der Prozess der Zertifizierung nicht allzu schwierig ist. „Das Konzept der Seminarwochen hat sich einmal mehr bewährt. Einige Teilnehmer hatten gleich mehrere Seminare gebucht und sich viel Zeit genommen für Wissensvermittlung und Networking“, freute sich Stefan Roller-Aßfalg, Leiter der Akademie für Textilveredlung abschließend.

Neue Termine

Die ursprünglich für März geplante Akademiewoche in Wien mit drei Seminaren wurde aufgrund der Coronavirus- Pandemie auf den 23. bis 25. September verschoben werden. Anmeldungen dafür sind möglich.

www.aka-tex.de

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