Mit der Auflösung des Instituts für Nähtechnik (IfN) geht eine Ära zu Ende. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Januar diesen Jahres wurde der Beschluss gefasst, die Tätigkeiten des Institut für Nähtechnik e.V. einzustellen und den Verein aufzulösen.
Der Verein, vor einem knappen halben Jahrhundert als Institut für Bekleidungsmaschinen in Aachen gegründet und später in Institut für Nähtechnik e. V umfirmiert, war eine europaweit einmalige, freie Institution, die der wissenschaftlichen Beratung der nähtechnischen Forschung und dem Technologietransfer in die Industrie diente. Bei den Forschungstätigkeiten lag die grundlegende Intention in der Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten für aktuelle Probleme in der gesamten textilen Kette: sowohl in die Textil- und Bekleidungsbranche als auch in den Bereichen technische Textilien, Maschinen und Nähzutaten mit dem Hauptfokus auf der Nähtechnik. Die Bearbeitung komplexer Problemstellungen in der gesamten Prozesskette von der Faser bis zum genähten Produkt gehörte zu der Kernkompetenz des IfNs. Neben der Forschungstätigkeit war die praktische Arbeit mit Industriepartnern ein weiterer Arbeitsschwerpunkt und umfasste im Wesentlichen die Erstellung von Gutachten und die Beratung sowie die Durchführung von Seminaren zu interessanten Themenstellungen rund um Nadel und Faden.
Die Veränderung der Forschungslandschaft ebenso wie der Branche und der Rückgang der Mitgliederzahlen führte bereits Anfang des neunen Jahrtausends zu drastischen Veränderungen in der Institutsstruktur. Mitarbeiter mussten entlassen werden und der Geschäftsbetrieb konnte nur noch durch das ehrenamtliche Engagement des Vorstandes und freier Mitarbeiter aufrechterhalten werden.
„Über die letzten Jahre zeigte sich, dass diese Situation langfristig keine Basis für den Fortbestand des IfNs darstellt. Erneute Ideen zur Umstrukturierung und Neuorientierung wurden erarbeitet, konnten jedoch nicht realisiert werden. Der Versuch der Wiederaufnahme der Forschungstätigkeiten lief ins Leere und auch die sonstigen Aktivitäten gingen kontinuierlich weiter zurück. Die Liquidation des Vereins ist zwar bedauerlich, wird jedoch nach reiflicher Überlegung vom Vorstand als unabdingbar bezeichnet und dem Antrag auf Auflösung des Vereins wurde von den wenigen noch verbliebenen Mitgliedern zugestimmt“, teilte der ehemalige Vorstand gegenüber der Presse mit. Der Vorstand, Prof. Mathias Paas, Professor für Bekleidungstechnik an der Hochschule Niederrhein als 1. Vorsitzender, Dipl.-Ing. Birgit Jussen, Inhaberin von Quality Matters – Beratung für Nähtechnik und Qualität als seine Stellvertreterin, und Dipl.-Ing. Heinz-Peter Werminghaus, BTI Beratung-Transfer-Innovation e. K., verabschiedete sich in dieser Funktion mit der Presseerklärung gleichsam von den Branchen und bedankte sich für die jahrelange Treue zum IfN. Das noch vorhandene Vereinsvermögens soll der Satzung entsprechend der Textile and Fashion Network e.V. erhalten, eine dem Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein angeschlossene Institution.